Yoga und die Kraft des Schweigens

Wenn Du Deinem Gegenüber schweigend in die Augen schaust, lädst Du ihn ein in deine Seele zu blicken.

72 Stunden Schweigen – das schaffe ich nie! Was machen wir da - nichts? Natel und TV weglassen – sollte nicht so schwer sein, aber auch kein Buch lesen? Dürfen wir raus?

Nach einer Begrüssung im Schweizerhof beziehe ich mein Zimmer. Ungewöhnlich, denn ich leite «im Arbeitsleben» das Hotel und wohne 50 Meter entfernt. Aber «Schweigen» in einem 5-köpfigen Haushalt ist nicht realistisch.

Die nächsten Tage stehen integrale Yogaübungen, Atmung und Meditation im Vordergrund. Dazwischen viel Zeit zum Nichtstun. Wir dürfen grundsätzlich alles, die Empfehlung lautet: sich mit nichts zu beschäftigen was uns aus dem Hier und Jetzt herausholt – daher hat sich auch die Frage nach dem «guten Roman» beantwortet. Sobald wir in die Geschichten der Protagonisten eintauchen, entfernen wir uns vom HIER. Also was bleibt? Das Beobachten – meine Gedanken beobachten. Naturspaziergänge. Wellness. Schlafen – viel Schlafen! Herrlich niemandem Rechenschaft abzulegen warum ich jetzt am Nachmittag einfach 2 Stunden schlafe.

Beim Schweigen haben wir keine Möglichkeit unsere Erscheinung zu überspielen, weder mit Sprüchen, noch mit Witzchen oder mit Äusserungen von akademischem Wissen – dann BIST DU einfach DU – nicht irgendeine Rolle, Mutter, Partnerin, Direktorin sondern nur DU selbst.

Swami Sivanada über Gedankenkraft:
«Du säst einen Gedanken und du erntest eine Tat. Du säst eine Tat und du erntest eine Gewohnheit. Du säst eine Gewohnheit und du erntest ein Schicksal. Du säst ein Schicksal und du erntest einen Charakter.»

An Tag zwei plötzlich eine Talfahrt. Nach dem ganzen Wohlgefühl plötzlich Ärger. Etwas an einer Mitteilnehmerin störte mich und da ich sie nicht fragen konnte blieb mir nichts anderes übrig, als mich selber zu hinterfragen. Woher der Groll? Was stört mich? Wie ändere ich die Situation?

Einen Tag später und einige Praxisstunden weiter, fiel mir auf, dass der Groll verschwunden war – es war nicht mehr wichtig, ICH nahm mich nicht mehr so wichtig - welch schöne Erfahrung: sobald ich mit mir selber im Reinen bin, lösen sich die vermeintlichen Streitigkeiten in Luft auf, oder anders ausgedrückt – wenn ich mich vermehrt an anderen störe ist mein Lebenszustand im Keller und ich bin im Ungleichgewicht. Unser kleines Ego meldet sich den ganzen Tag mit Ansprüchen und will wichtig genommen werden, sobald wir uns von unseren Rollen verabschieden sind wir wirklich wer wir sind.

Solche Erfahrungen anschliessend mit in den Alltag zu nehmen ist die Kunst – jedoch sehr wertvoll. Mit jedem Retreat kommen weitere Erfahrungen dazu und das «Switchen» zwischen «eigene Gedanken beobachten» und entsprechend auch anders zu handeln, wird leichter. Carmen sagte, dass sie lachen muss wenn sie sich ertappt wieder in die «kleine Ego» Falle getappt zu sein – nun gut - davon bin ich noch weit entfernt, aber jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt.

Namasté
Sandra

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